Über Kampf- Kunst/Sport und Selbstverteidigung
Ist jeder Kampfsportler auch ein Meister der Selbstverteidigung?
Viele Menschen werfen die Begriffe Kampfsport, Kampfkunst und Selbstverteidigung in einen Topf. Das ist in einer ganz allgemeinen Diskussion als Synonym, etwa um das alles von Ballsportarten abzugrenzen, vermutlich auch erstmal voll ok. Wenn wir uns aber dediziert mit Inhalten beschäftigen wollen, oder sogar vor der Herausforderung stehen uns für einen Stil zu entscheiden, sieht die Sache ganz anders aus, dann wird das alles sehr relevant.
Wir versuchen hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Wichtig ist uns, dass wir damit niemanden verunglimpfen oder Systeme in Frage stellen wollen. Wir bemühen uns um eine rein sachliche Auseinandersetzung und Dir als Leser wie uns als Autoren ist natürlich bewusst, dass es überall und immer Grauzonen und Überschneidungen gibt. Das ist großartig und unbedingt unterstüzenswert!
Kampfkunst: Ein Umfassender Weg für Körper und Geist
Wenn wir einen Oberbegriff für alle Synonyme finden müssten, dann wäre das vermutlich am ehesten Kampfkunst. Obwohl sich im Selbstverständnis die Kampfkünste eher mit traditionellen Themen beschäftigen, fasst der Begriff eigentlich ganz gut zusammen, was wir alle tun und viele Elemente finden sich auch im Kampfsport und der Selbstverteidigung wieder. Die meisten Kampfkünste sind immerhin mindestens viele hundert Jahre alt und die gelehrten Inhalte entsprechend wertvoll.
In den Kampfkünsten geht es natürlich um Techniken zur körperlichen Auseinandersetzung im weitesten Sinn. Das kann relativ eindeutig sichtbar sein, wie etwa im Kumite, im Shotokan Karate oder für Außenstehende nur schwer in Verbindung zu bringen, wie etwa beim Tai Chi.
Die Lehre der Techniken führt zur Perfektion im Sinne des Systems, so lässt sich durchaus sagen, dass ein Karateka (jemand der Karate trainiert) im Rahmen seiner Ausbildung bis zum 1. Dan tausende Zuki, also gerade Fauststöße, geübt hat. Nicht zwingend hat er dabei jemals auf ein hartes Ziel geschlagen. Die Komposition von Bewegungen im ganzen Körper so zu meistern, wie es die alten Meister vorgesehen haben und den perfekten Schlag auszuführen, ist eine Herausforderung für Körper und Geist.
Das hilft uns schon ein wenig den eigentlichen Punkt der Kampfkünste zu ergründen. Am Beispiel des Bestrebens, den perfekten Geraden Fauststoßes im Karate auszuführen, lässt sich erahnen, welche Willenskraft, Resilienz, Ausdauer, Disziplin,… nötig sind und erlernt werden. Diese Werte übertragen Kampfkünstler natürlich auch auf ihr Leben außerhalb des Dojos (Ein Dojo ist ein klassischer Trainingsort für Karate). Das Schulen des Geistes ist ein wichtiger Teil der Kampfkünste, der oft auch mit philosophischen und ethischen Lehren einhergeht, die meist im späten Teil der Ausbildung relevanter werden.
Für genau dieses Wertegerüst werden Kampfkünstler egal aus welcher Disziplin oder welchem Stil geachtet und in unserer schnelllebigen und Leistungsorientierten Zeit ist die Vermittlung von Werten für unsere Kinder oft ein Beweggrund von Eltern, Ihre Kinder für Kampfkunst zu begeistern. Viele Konzepte für Kinder-Kampfkunst fokussieren sich auf die Vermittlung von Werten und die sogenannten "Matten Gespräche" sind fast in allen Stilen, Dojos und Gyms ein wichtiger Teil des Kindertrainings.
Kampfkunst als ganzheitlicher Ansatz lässt sich aber auch sportlich betreiben, so kann die Perfektion von Bewegung in traditionellen Abläufen durchaus verglichen werden. Im Karate wären das die Katas im Taekwondo sind das Poomsae. Obwohl es diese Wettkämpfe gibt, stehen sie nicht im Fokus der Kampfkünste.
Zusammenfassend lassen sich Kampfkünste etwa so beschrieben:
Kampfkünste zeichnen sich durch ihre jahrhundertealten Ursprünge aus, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Ihre Philosophie und Ethik betonen Werte wie Disziplin, Respekt, Bescheidenheit, inneren Frieden und Charakterbildung. Sie verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der körperliche Fitness, mentale Stärke, Atemtechniken und Meditation miteinander verbindet. Ein zentrales Element sind Formen (Katas/Hyongs), standardisierte Bewegungsabläufe zur Perfektionierung von Techniken und Schulung des Körpers. Anders als im Sport liegt der Fokus der Kampfkünste nicht primär auf dem Wettkampf oder dem Sieg über einen Gegner, auch wenn interne Herausforderungen durchaus existieren können.
Beispiele für klassische Kampfkünste: Karate-Do, Kung Fu, Aikido, Kendo
Kampfsport: Der Wettkampf um den Sieg
Nachdem wir uns bereits eingehender mit der Kampfkunst auseinandergesetzt haben, können wir uns in den folgenden Kapiteln auf die Unterschiede beziehen, das macht es einfacher.
Wie der Name bereits suggeriert, geht es beim Kampfsport meist ausschließlich um den sportlichen Aspekt der körperlichen Auseinandersetzung. Auch wenn sich alle Stile eignen, die körperliche Fitness zu verbessern, ist der Kampfsport dafür natürlich prädestiniert. Wenn Du also auf der Suche nach einem ordentlichen Workout bist, dass Deinen Körper an seine Grenzen bringen kann, egal wie fit du vielleicht schon bist, dann ist Kampfsport eine tolle Wahl.
Im Gegensatz zu besonders der Selbstverteidigung, aber auch Kampfkünsten, geht es im Kampfsport um Wettkampf. Es gibt immer sehr klare Regeln, nach denen sich die Athleten messen und entsprechend trainieren. Dabei ist das Ziel immer der Sieg über den Gegner (Übrigens spricht man in der Kampfkunst und auch in der Selbstverteidigung eher nicht von Gegnern) über Punkte oder das “ausschalten” etwa über einen Submit (Aus dem MMA, beispielsweise ein Hebel aus dem sich ein Athlet nicht mehr befreien kann). Je nach Disziplin gibt es an den Kampfsport angepasste Regeln, beinahe überall gibt es eine Geschlechtertrennung und Gewichtsklassen, die grundsätzliche Vergleichbarkeit der Athleten sicherstellen soll. Auch gibt es neben den Kämpfern immer eine Instanz, meist Schieds- oder Ringrichter, deren wichtigste Aufgabe es ist, Verletzungen der Kämpfer zu verhindern.
Auch wenn es auf den ersten Blick schwierig sein kann, zu verstehen, wie das bei einem so körperlichen Sport bei dem sich zwei Athleten schlagen, treten, werfen oder hebeln passieren soll. Jeder Kämpfer ist ein Athlet, der seinen Körper auf den Sport ausgerichtet hat und meist eine längere Karriere plant, gerade im Hobbybereich, gibt es auch neben dem Ring ein Leben, in dem man natürlich unversehrt auch seinem Hobby nachkommen will. Also keine Angst, auch wenn es durchaus zu blauen Flecken, evtl. einem blauen Auge oder den berühmten Blumenkohlohren kommen kann, sind ernste Verletzungen in professionellen Gyms und Wettkämpfen eher selten.
Entsprechend wird ausschließlich mit Schutzausrüstung trainiert, beinahe alle Disziplinen arbeiten mit Handschuhen, Zahnschutz und Tiefschutz. Je nach Sportart können auch Schienbeinschoner oder Helme zum Trainings- und Wettkampfgerät gehören.
Zusammenfassend lassen sich Kampfsportarten etwa so beschrieben:
Kampfsport sind sportliche Disziplinen, die sich durch eine klare Wettkampf Orientierung auszeichnen: Das primäre Ziel ist es, einen Gegner nach festgelegten Regeln zu besiegen. Um die Sicherheit der Athleten zu gewährleisten, gibt es ein strenges Regelwerk, das Aspekte wie erlaubte Techniken, vorgeschriebene Schutzausrüstung und Gewichtsklassen genau festlegt.
Der sportliche Aspekt steht im Vordergrund, wobei der Fokus auf der physischen Leistungsfähigkeit liegt. Athleten trainieren gezielt ihre Taktik, Schnelligkeit, Kraft und Ausdauer. Der Ausgang eines Kampfes wird durch klare Punkte- und Wertungssysteme entschieden, die transparente Kriterien für den Sieg bieten. Typische Sicherheitsmaßnahmen im Kampfsport umfassen das Tragen von Schutzwesten, Handschuhen und Helmen, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.
Beispiele für klassische Kampfsportarten: Boxen, Ringen, Judo, Taekwondo, Kickboxen, MMA, BJJ
Selbstverteidigung: Die Effektivität für den Ernstfall
Selbstverteidigung oder Selbstschutz bedient sich für den “worst case” Techniken aus dem Kampfsport und den Kampfkünsten. Weil es dabei aber um den Schutz Dritter oder um den eigenen Schutz geht, ist die körperliche Auseinandersetzung nur das letzte und nicht einzige Mittel. In professionellen Schulen werden auch Techniken zur Deeskalation und Prävention, etwa durch Körpersprache, Situationsbewusstsein oder Sprache unterrichtet. Anders als beim Kampfsport oder Kunst geht es um das Erlernen der Fähigkeiten, sich im Notfall schützen zu können, also eher um Kompetenzen als um Techniken. Der Fokus liegt auf der Beendigung von Gefahr.
Sicher ist ein Kampfsportler in einer eskalierten Gewaltsituation besser vorbereitet als jemand, der sich noch nie mit körperlicher Auseinandersetzung beschäftigt hat, dennoch ist die Gewalt eine andere Situation als ein Kampf im Gym oder Ring. Gewalt ist immer diffus, es macht also keinen Sinn, sich Regeln auszudenken oder gar Techniken, die immer angewendet werden können. Auch Geschlechtertrennung oder Gewichtsklassen existieren nicht. So können wir fast davon ausgehen, dass Angreifer uns immer körperlich überlegen sind. Natürlich können wir uns auch nicht auf ein Regelwerk verlassen, dass es einem Angreifer verbieten würde, uns zu attackieren, wenn wir auf dem Boden liegen oder gar eine versteckte Waffe einsetzen.
Generell ist der Anspruch, mit Gewalt im Alltag umgehen zu können, ganz anders als jene im sportlichen Kontext. Der Umgang mit Stresssituationen und Resilienz sind essentielle zu erlernende Kompetenzen. In der Selbstverteidigung gibt es keine Umgebung und keine “Rituale” die eine Auseinandersetzung einleiten, insofern ist Gewalt die unvorhersehbar in einem beliebigen Rahmen, Zeit und Ort geschieht nicht mit einer Wettkampfsituation vergleichbar.
Natürlich sind körperliche Fitness und ein breites Repertoire an Techniken notwendig, um sich zu behaupten. Anders als im Kampfsport gilt es dabei aber beispielsweise auch seine strategischen Vorteile, wie etwa Größe und Gewicht zu kennen und zu lernen, sie einzusetzen. Die Perfektion in den Bewegungen der Techniken tritt zu Gunsten der Effektivität und Flexibilität eher in den Hintergrund.
Zur Einordnung will ich den Bezug zu den Kampfkünsten herstellen, von denen viele Ihren Ursprung in ähnlichem Selbstschutz Gedanken haben oder die sogar als kriegerische Fähigkeit für Soldaten beschrieben und unterrichtet wurden. Insofern könnte man durchaus behaupten, dass das, was wir unter Selbstverteidigung verstehen, die modernste Art der Kampfkunst ist, die sich an die Anforderungen unserer Zeit weiterentwickelt hat.
Achte unbedingt darauf, dass eine Schule Wert auf realitätsnahes Training legt und die vermittelten Techniken auch für Dich funktionieren. Oft bieten Trainer aus der Sicherheitsbranche Selbstverteidigungskurse an, die einen anderen Zugang zur Gewalt haben, als er für die Selbstverteidigung notwendig sind. Beispielsweise raten wir mit Nachdruck davon ab, Angreifer “festzunehmen” oder "zu transportieren". Solltest Du aus beruflichen Gründen Bedarf an so einer Ausbildung haben, stellt sich das natürlich anders dar. Stelle immer auch in Frage, ob Du selbst in der Lage dazu wärst, dich mit dem Erlernten aus einer Gefährlichen Situation zu retten. Wenn Dein Trainer ein 120 Kilo und 2,10m großer Kämpfer ist, prüfe genau, ob sich das Gelernte auf Dich übertragen lässt.
Zusammenfassend lässt sich Selbstverteidigung etwa so beschrieben:
Selbstverteidigung ist eine praxisorientierte Disziplin, deren klares Ziel die schnelle und effektive Abwehr einer realen Bedrohung ist. Im Gegensatz zum Sport gibt es im Ernstfall keine festen Regeln; stattdessen sind alle notwendigen Mittel erlaubt, um sich und andere zu schützen. Die Anpassungsfähigkeit der erlernten Techniken ist entscheidend, da sie auch unter Stress und in unterschiedlichsten Umgebungen funktionieren müssen.
Neben der physischen Abwehr sind Deeskalation und Prävention zentrale Bestandteile der Selbstverteidigung. Dazu gehören mentale Vorbereitung, die Analyse potenzieller Gefahren und das Vermeiden von Konflikten, bevor sie eskalieren. Der Fokus liegt klar auf dem Überleben und nicht auf der Ästhetik oder Eleganz der Bewegungen. Darüber hinaus spielt das Notwehrrecht eine wichtige Rolle, das es erlaubt, sich in einer bedrohlichen Situation angemessen zu verteidigen. Dies ist ein relevanter Aspekt, der bei der Auseinandersetzung mit dem Thema stets berücksichtigt werden sollte.
Beispiele für klassische Selbstverteidigungs Stile: Krav Maga, Moderne Selbstverteidigung, Wing Chun (Selbstverteidigungssystem)
Die Schnittmengen: Wo die Welten sich berühren
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Grenzen nicht scharf sind. Es gibt überall Überlappungen, so haben die meisten Kampfkünste auch Ableger im Kampfsport oder bieten Selbstverteidigungselemente. In der Selbstverteidigung finden sich immer Techniken aus Kampfsportarten und Kampfkünsten. Allen gemeinsam sind sicherlich Anforderungen an z.B. Koordination, Kraft und Schnelligkeit, weswegen auch Trainingsinhalte ähnlich sein können.
Fazit: Was ist das Richtige für Dich?
Egal ob Du Dich für Kampfsport, Kampfkunst oder Selbstverteidigung entscheidest, was Du lernst, wird Dir in allen anderen Bereichen Vorteile verschaffen. Es wäre also durchaus hilfreich, einen Oberbegriff für die Synonyme zu finden, in denen praktizierende Kompetenzen aufbauen. Was also für Dich das Richtige ist, hängt von deinen ganz persönlichen Zielen ab.
Kampfkunst: Wenn Du nach persönlicher Entwicklung, Tradition und Philosophie suchst.
Kampfsport: Wenn Du den sportlichen Wettbewerb, Leistungssteigerung und Regeln schätzt.
Selbstverteidigung: Wenn der primäre Fokus auf dem Erlernen von Fähigkeiten zum Selbstschutz liegt.
In allen Disziplinen wirst Du Deine Fitness verbessern, gesünder werden, Dein Selbstbewusstsein steigern und Disziplinierter werden. Gib Dir also einen Ruck und suche Dir ein Gym, Dojo, Verein in deiner Nähe und probiere ein Training um herauszufinden, ob Du dich damit auseinandersetzen willst. Ganz sicher wird sich Dein Leben positiver entwickeln.
Wenn Du jetzt richtig Lust bekommen hast, dann schau Dir gerne unsere Vision an und melde Dich hier für ein Probetraining. Wenn Dir das SDA Konzept nicht zusagt, melde Dich gerne trotzdem, sicher finden wir zusammen einen Möglichkeit für Dich mit Kampfsport, Kampfkunst oder Selbstverteidigung zu starten.